Den diesjährigen Nachwuchspreis gewann Yves-Alain Kuhn (Université de Fribourg), gefolgt von Lukas Streese (Universität Basel) und Marie Simonet (Université de Lausanne). Weitere exzellente Vorträge wurden von Xenia Fischer (Universität Basel) und Claire Nicolas (Université de Lausanne) gehalten. Zur Würdigung der exzellenten Arbeit der Gewinner/in, sollen deren Arbeiten an dieser Stelle in Kurzform vorgestellt werden:
1. Platz: Yves-Alain Kuhn
Ältere Menschen über 65 Jahren haben ein erhöhtes Sturzrisiko. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass der Rückgang der Haltungskontrolle bei älteren Menschen mit funktionellen Veränderungen wie z.B. einer kortikalen "Überaktivierung" und einem Rückgang der intrakortikalen Hemmung einhergeht. Da intrakortikale Hemmung für eine gut funktionierende Motorik von Bedeutung ist, scheint dieser degenerative Prozess negativ zu sein. Dennoch ist nicht bekannt, ob durch gezielte Trainingsmassnahmen das Ausmass der intrakortikalen Hemmung wieder erhöht werden kann. Das Ziel der Studie war daher, den Effekt einer sechsmonatigen Gleichgewichtsintervention bei Senioren auf intrakortikale Hemmung zu untersuchen. Zudem wurde ein möglicher Zusammenhang zu den Veränderungen der Gleichgewichtsfähigkeit getestet. Die Resultate der Studie zeigen, dass die Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe ihr Gleichgewicht verbessert und die intrakortikale Hemmung ansteigt. Somit scheinen altersdegenerative Prozesse durch gezieltes Training abgeschwächt bzw. rückgängig gemacht werden zu können. Da es auch eine Korrelation der Gleichgewichtsverbesserungen mit der Zunahme der intrakortikalen Hemmung gab, scheinen diese beiden Parameter direkt miteinander verbunden zu sein.
2. Platz: Lukas Stresse
In der Studie von Lukas Streese wurde der Effekt eines 12-wöchigen hoch intensiven Intervalltrainings auf die Funktion der kleinen Blutgefässe untersucht. Das Training führte bei kardiovaskulären Risikopatienten zu einer Verbesserung der Gefässfunktion. Mechanismen, die dieser Verbesserung zu Grunde lagen, waren eine Reduktion des oxidativen Stresses und eine erhöhte Stickstoffmonoxid Bioverfügbarkeit. Die Untersuchung zeigte mit ihrem interdisziplinären Forschungsansatz zum ersten Mal, dass die Funktion von kleinen Blutgefässen durch Training verbessert werden kann. Zusätzlich konnte durch diese Studie gezeigt werden, dass Training eine epigenetische Kaskade auslöst, die zur Reduktion von oxidativem Stress führt.
3. Platz: Marie Simonet
In dieser Studie wurde untersucht, ob das Training einer komplexen Aufgabe, die mehrere exekutive Komponenten enthält, in Transfereffekten resultiert. Zu diesem Zweck trainierten gesunde erwachsene Probanden 10 Tage lang am Computer mit einer einfachen Go/NoGo-Aufgabe oder einer komplexen Go/NoGo-Aufgabe. Die Effekte dieser beiden Trainingsarten wurden auch in Transferaufgaben gemessen, die verschiedene trainierte und untrainierte kognitive Komponenten enthielten. Funktionelle Veränderungen des Gehirns wurden mittels EEG in prä- und post-Test evaluiert. Die Resultate der Studie zeigen, dass ein komplexes Training, das verschiedene kognitive Komponenten trainiert, nicht auf andere nicht-trainierte Aufgaben transferierbar ist, obwohl es Veränderungen im EEG in präfrontalen Regionen gibt, die eigentlich die verschiedenen kognitiven Komponenten positiv unterstützen. Die Resultate dieser Studie sind allgemein wichtig, da sie die Spezifität der Anpassungen an ein kognitives Training belegen. Folglich sind auch die populären «brain training interventions» kritisch zu hinterfragen.